Althan Quartier Francis

AQ1

Neues Leben am Franz-Josefs-Bahnhof: in der ARGE AQ-Arch transformieren wir gemeinsam mit DMAA den Kopfbahnhof und das darüberliegende Bürogebäude unter dem Namen Francis von einer unwegsamen Barriere inmitten des Bezirks zu einem transparent durchlässigen Herzstück des neuen Althan Quartiers.

Ausschlaggebend für die Entscheidung zur Konversion, also zu Rückbau, Neuentwicklung und Aufstockung, war die signifikante Auswirkung auf die Ökobilanz des Projektes. Somit können erhebliche Mengen CO2 eingespart werden.

Details

Kategorien

Arbeiten, Gastronomie, Konversion

Status

In Realisierung

Baustart

Frühjahr 2022

Ort

1090 Wien, Österreich

Auftraggeber

6B47 Real Estate GmbH

Visualisierung

Woow Studio

»Wertvolle Bausubstanzen dort, wo es möglich ist, zu bewahren, ist das Gebot der Stunde. In den allermeisten Fällen ist das grüner als neu zu bauen.«

Josef Weichenberger

Details

Team

Friedrich Hähle (Projektleitung), Robert Huebser, Maria Nardelli, Giacomo Rocco, Stefan Schubert, Mark Steinmetz, Joscha Viertauer

Bebaute Fläche

ca. 11.000 m²

BGF

ca. 70.000 m²

Webcam

Link

Projektwebseite

francis.at

»Für Francis denken wir die offene Ausformulierung des Gebäudes von Karl Schwanzer weiter. So schaffen wir Transparenz und neue Identifikationsorte für den Bezirk.«

Friedrich Hähle, Projektleiter

Von der Grätzeltrennung zur (Durch)Lässigkeit

Mit Francis und dem Althan Quartier rund um den Franz-Josefs-Bahnhof etabliert sich im neunten Wiener Gemeindebezirk ein neues Stadtquartier, das verbindet.

Neue Durchwegungen bilden eine Brücke zwischen den Stadtteilen Spittelau und Lichtental, die durch die Gleisanordnung des Kopfbahnhofs und das bisher unzugängliche ehemalige Bank-Austria-Gebäude lange getrennt waren. Das 2,4 Hektar große Areal des Althan Quartiers dient nun als zentrales verbindendes Element im Bezirk. Somit ist ein Hauptziel des Umbaus erreicht: der Stadtteil erhält mehr Aufenthalts- und somit Lebensqualität.

Konversion oder die Schönheit der Veränderung

Das Projekt verdeutlicht, welches Potenzial für Städtebau und Umwelt in der Transformation bestehender Gebäude steckt. Insbesondere in Zeiten von Flächen- und Ressourcenknappheit ist die Erhaltung und Weiterentwicklung wertvoller Bestandsstrukturen lohnenswert.

Da ein Großteil der sogenannten grauen Emissionen im Tragwerk aus Stahl und Beton gebunden ist, bedeutet Konversion im Fall von Francis enorme ökologische Vorteile: statt 27.595 Tonnen CO2 für Abriss und Neubau, liegt der Wert für den Umbau bei 8.970 Tonnen CO2  – eine Einsparung von 67 Prozent. Laut dem Ergebnis einer Studie des Nachhaltigkeitsexperten, Architekten und Bauingenieurs Werner Sobek wurden 122.480 Tonnen Beton und 10.944 Tonnen Stahl eingespart, was angesichts der Rohstoffverknappung und des Klimawandels wegweisend ist.

Zudem konnte während des Umbaus die Lebensqualität der AnwohnerInnen erhalten werden – geschätzte 10.000 LKW-Fahrten sind durch den Verzicht auf einen Abriss und Neubau entfallen. Notwenige Demontagearbeiten, Abtransporte und Recycling wurden über das Innere des Gebäudes und den unterirdischen Ladehof abgewickelt, wodurch Staub, Lärm und Baustellenverkehr minimiert wurden.

Studium und Analyse des Bestandes

Vor der Neuplanung stand ein umfangreiches Lesen und Verstehen des Bestandsgebäudes aus den 1970er Jahren. Anhand historischer Pläne und Dokumente hat die ARGE AQ-Arch, bestehend aus DMAA und JWA, die Grundideen des Ursprungsarchitekten Karl Schwanzer analysiert und internalisiert, um eine grundlegende Entscheidung zwischen Abriss und Konversion zu treffen. Mithilfe von BIM (Building Information Modeling) wurde ein digitaler Zwilling des Bestandsgebäudes erstellt, welcher umfassende Studien zu Betonkubatur und den Konsequenzen möglicher Adaptionen ermöglichte. Das Potenzial des Altbestandes mit seiner für die 70er Jahre außergewöhnlichen ökonomisch optimierten Stahlbetonstruktur wurde gründlich auf Statik, Lärm- und Brandschutz sowie bauphysikalische Eignung geprüft.

Charakteristika des Bestandsgebäudes in seiner Funktion als Zentrale der Bank Austria waren die verspiegelte Fassade sowie eine markante, raumgreifende, jedoch wenig genutzte Treppe. Die Spiegelfassade verstärkte die Hermetik des Gebäudes, die monumentale Geste der Außentreppe dominierte die Fläche des Julius-Tandler-Platzes. Durch den Umbau konnten diese nicht zeitgemäßen Stilelemente aufgelöst werden.

Entwicklung des Neuen

Ein Hauptaugenmerk im Planungsprozess lag auf einer neu zu schaffenden Öffnung zur Nachbarschaft: entstehen sollten neue urbane Plätze zum Aufenthalt, halböffentliche Räume, barrierefreie Zugänge sowie Gastronomie mit Freiflächen. Die Dimensionen und Substanz des Bürogebäudes blieben erhalten, jedoch wurden neue Freiflächen geschaffen, was den Julius-Tandler-Platz mit einer neuen Optik und verstärkten Zugänglichkeit deutlich attraktiver werden lässt.

Neun Meter über Straßen-Niveau und über den Gleisen des Bahntunnels gelegen, verknüpft die neue Plaza-Ebene im Innenhof die wertvollen Freiräume Spittelauer Platz, Lichtentaler Platz und Julius-Tandler-Platz. Entscheidende Prämissen der Projektentwicklung bedingten die fußläufige Durchlässigkeit, die Öffnung zum Julius-Tandler-Platz, einen möglichst breiten Nutzungsmix, die obligatorische Nachverdichtung einer städtischen Kernzone sowie die harmonische Eingliederung in den städtischen Raum.

Die Gebäudefassade wurde von ihrer Verspiegelung befreit. Die neue Edelstahlverkleidung der Fassade wirkt aufgrund ihrer feinen Prägung blendfrei und seidenmatt, Terrassen schaffen zusätzliche Freiflächen für Gastronomie und Büros und den Gegenentwurf zur früheren Abgeschlossenheit des Gebäudes.

Ein weiterer Planungsschwerpunkt lag auf der Gestaltung einer belebten Sockelzone. Die weitgehende Öffnung des Sockels erreicht den gewünschten räumlichen Bezug zum Julius-Tandler-Platz, die Attraktivierung der Bahnhofshalle, sowie eine einladende Anbindung der zentralen Plaza-Ebene. Auf der nördlichen Rückseite des Gebäudes wurde ein Verbindungsbau aus den 70er Jahren zwischen Bürokomplex und Garage entfernt, um zur Ursprungsidee von Karl Schwanzer, dem kubischen Solitärbau, zurückzukehren.

Pläne

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